Frühkindliche Reflexe im Einzelnen

Hier kannst du genauer nachlesen, welche Aufgabe die einzelnen Reflexe haben und welche Folgen deren Fortbestehen über das 3. Lebensjahr hinaus haben können. 

Furcht-/Lähmungs-Reflex

Der Furcht-Lähmungsreflex (FLR) ist einer der ersten frühkindlichen Reflexe. Er ist eine automatische Schutzreaktion  auf plötzliche Reize – etwa auf laute Geräusche, Lichtveränderungen und auf sanfte Berührungen. Das Baby reagiert mit einem „Einfrieren“: Der Körper erstarrt kurz, die Atmung hält an, Muskeln spannen sich an. (Freeze-Erstarren)

Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem gestressten Furcht-Lähmungsreflex spüren häufig eine ständige innere Anspannung. Dadurch atmen sie flach, haben einen hohen Muskeltonus und sind schreckhaft. Das wiederum kann die Konzentration und den Wechsel der Aufmerksamkeit beeinflussen.  Diese Menschen haben oft Angst vor Veränderung und leiden unter Perfektionismus und Kontrollzwang, weil sie sich nur in der bekannten Umgebung sicher fühlen. Darum leiden diese Kinder häufig unter Trennungsängsten.  Oft reagieren diese Menschen mit Rückzug und Vermeidungsverhalten, um unbekannten sozialen Situationen zu entkommen. Gefühle können sie oft nur schwer ausdrücken. 

Moro-Reflex

Der Moro-Reflex macht das Baby aufmerksam auf plötzliche Veränderungen in seiner Umgebung – z. B. laute Geräusche, schnelle Bewegungen und heftige Berührungen.

Der Reflex mobilisiert den ganzen Organismus und aktiviert das Stresssystem (Ausschüttung von Adrenalin) – eine uralte Überlebensreaktion wird ausgelöst. (Kampf oder Flucht)

Ein gestresster Moro-Reflex – kann das Nervensystem dauerhaft in Alarmbereitschaft halten. Der Mensch reagiert dann überempfindlich auf sensorische Reize und hat Probleme diese zu filtern. Dadurch entstehen ähnlich wie beim FLR Überreaktionen auf Stress, Kritik und Veränderungen, Ängste, Schreckhaftigkeit, Impulsivität und Konzentrationsprobleme. Außerdem  beeinflusst die stressbedingt Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol die Immunabwehr, was zu Infektanfälligkeit besonders in Bezug auf die Haut, Nasenschleimhaut und Bronchien (Asthma, Allergien) führen kann.

Pawlowscher Orientierungsreflex

Auch der Orientierungsreflex ist eine Überlebenshilfe. Er sorgt dafür, dass Lebewesen ihre Aufmerksamkeit sofort auf etwas Neues, Unerwartetes oder Ungewohntes richten, also dorthin, wo potenziell Gefahr, Belohnung oder wichtige Informationen liegen könnten. – eine wichtige Grundlage für Lernen und Entwicklung.

Bleibt der POR gestresst, sind diese Menschen häufig leicht ablenkbar und reagieren ständig auf neue Reize. Durch diese Reizüberflutung ermüden sie schnell in lauter und wechselhafter Umgebung. Auch Konzentrationsprobleme entstehen dadurch beim Lesen, Zuhören, Schreiben usw. Sie wirken sprunghaft und zerstreut und haben Schwierigkeiten, die Augen ruhig zu halten oder Blickkontakt zu halten. Ist der POR nicht harmonisiert, reagieren diese Menschen auf plötzliche Reize oft unverhältnismäßig stark oder panisch. Menschenmengen werden zum Teil gemieden.

Bonding-Reflex

Der Bonding-Reflex unterstützt unmittelbar nach  der Geburt die erste emotionale Verbindung zwischen Mutter (bzw. Bezugsperson) und Kind – eine wichtige Grundlage für sichere Bindung. Er fördert Urvertrauen, Nähe und das Gefühl von Sicherheit und hilft dem Baby, selbstständig zur Brust zu finden und den ersten Saugreflex auszulösen. Hautkontakt, Wärme, Stimme und Geruch der Bezugsperson wirken beruhigend und helfen dem Baby, Stress abzubauen und in eine sichere Regulation zu finden. Durch die körperliche Nähe werden Berührung, Gleichgewichtssinn und Wahrnehmung aktiviert – wichtige Impulse für die frühe neurologische Reifung.

Menschen mit einem gestressten Bonding-Reflex haben entweder eine großes Nähebedürfnis, oder  vermeiden Körperkontakt. Trennungsängste oder starke Verlustangst begleiten sie ebenso wie Schwierigkeiten, Vertrauen aufzubauen. Dadurch zeigen sie sich eher misstrauisch und kontrollierend. Durch das mangelnde Urvertrauen sind sie sehr selbstkritisch und überangepasst, weil sie gefallen wollen.  Häufig haben sie Probleme Grenzen zu setzen und reagieren sehr sensibel auf Ablehnung oder Zurückweisung. Sie kontrollieren sich ständig selbst und haben dadurch Spannungen im Schulter- oder Brustbereich, gelegentlich auch Atemprobleme und diffuse Angstgefühle. 

Tonischer Labyrinthreflex 

Der TLR hilft dem Baby, den Zusammenhang zwischen Kopfbewegung, Schwerkraft, Muskelspannung und Körperhaltung zu entwickeln. 

Der TLR hilft, Grundspannungen in der Muskulatur zu entwickeln, was essenziell für das spätere Kriechen, Sitzen, Stehen und Gehen ist.  Außerdem ist er eine wichtige Basis für Gleichgewicht und räumliche Orientierung.

Ein noch sichtbarer TLR kann die Körperhaltung, die Bewegungskoordination und die Reizverarbeitung deutlich beeinträchtigen. Körperlich zeigen sich ein schlaffer oder steifer Muskeltonus. (z.B. Zusammensacken beim Sitzen). Auch eine auffällige Kopfhaltung ist zu beobachten (häufig in den Nacken gelegt oder nach vorn geneigt). Feinmotorische Bewegungen (Greifen, Schreiben) wirken ungeschickt. Kinder haben häufig Probleme beim Überkreuzen der Mitte und beim Wechsel vom Fern- zum Nahsehen (von der Tafel abschreiben). Häufig sind sie bewegungsempfindlich (z. B. Unwohlsein beim Schaukeln, Drehen, Autofahren) . Es treten Schwierigkeiten beim Einschätzen von Raum, Tiefe und Entfernungen auf. Logische Reihen, Muster und Buchstabenfolgen können von diese Kindern häufig nicht fortgesetzt werden. Zum Teil ist auch die Hörfähigkeit eingeschränkt. Das ständige Bedürfnis, in Balance zu kommen, führt außerdem zu Konzentrationsschwierigkeiten, Unruhe und  Langsamkeit.

Landau-Reflex

Der Landau-Reflex entsteht außerhalb des Mutterleibs und ermöglicht dem Kind, Körperspannung gegen die Schwerkraft aufzubauen – das ist entscheidend für motorische Entwicklungsschritte wie Kopfkontrolle, Krabbeln, Sitzen und Laufen.

Den Landau-Reflex kann man gut beobachten: Wenn ein Baby bauchseitig in der Luft gehalten wird, hebt es den Kopf, streckt den Rücken durch und hebt Arme und Beine leicht an. (Fliegerposition) 

Wenn der Landau- Reflex nicht harmonisiert ist, kann es zu verschiedenen motorischen und sensorischen Schwierigkeiten kommen. Es zeigen sich wie beim TLR eine schlaffe oder steife Körperhaltung. (oft auch Hohlkreuz). Kopf und Beine lassen sich nicht unabhängig voneinander bewegen und oft zeigt sich eine Instabilität in der Bauchlage (das Kind hängt durch oder überstreckt sich). Kleinkinder lernen oft verzögert das Krabbeln, Kriechen, Sitzen oder Gehen. Schwierigkeiten beim Koordinieren von Bewegungen führen zu Problemen im Sportunterricht und beim Schreiben. Bei Aktivitäten, die Körperspannung erfordern, kommt es schnell zur Ermüdung. Da die Kontrolle des Gleichgewichts und die Körperspannung so viel Kapazität erfordern, entstehen wiederum Unruhe und vermeintliche AD(H)S-Symptomatiken. 

Symmetrisch Tonischer Nackenstellreflex

Der STNR hilft dem Kind, obere und untere Körperhälfte getrennt zu steuern, aus der Bauchlage in den Vierfüßlerstand zu kommen und die ersten Krabbelbewegungen zu koordinieren. Außerdem wird die Grundlage für das spätere Sitzen und Aufrichten geschaffen.  Der STNR hilft dem Kind, den Kopf unabhängig von Armen und Beinen zu steuern – wichtig für Körperkontrolle und Koordination. Zum anderen wird das beidseitige Sehen und Hören trainiert.

Ein gestresster STNR kann die Bewegungskoordination, die Sitzhaltung und das Lernverhalten eines Kindes erheblich beeinflussen. Diese Kinder lümmeln oft am Tisch, sitzen gern auf einem oder beiden Beinen und wickeln die Füße um die Stuhlbeine. Mündliche Leistungen sind oft besser als schriftliche. Die Ellenbogen sind überstreckt. Das Krabbeln oder andere Entwicklungsphasen wurden häufig sehr schnell oder gar nicht durchlaufen. Da die Kopfhaltung die Bewegung der Gliedmaßen beeinflusst, versucht das Kind unbewusst ständig seine Haltung zu korrigieren, was zu Unruhe beim Sitzen, einem unleserlichen Schriftbild, Konzentrationsproblemen und damit Unlust an schulischen Aufgaben führen kann. Die Beeinträchtigung der Augenmotorik führt häufig zu Problemen beim Abschreiben von der Tafel und beim Finden der Zeile im Lesebuch.  Bei 75% aller Kinder mit Legasthenie oder Lernstörungen ist dieser Reflex nicht harmonisiert. 

Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex 

Der ATNR  ("Fechter-Stellung") unterstützt den Geburtsverlauf und trainiert das Zusammenspiel von Kopf- Augen- und Armbewegungen und damit das erste zielgerichtete Greifen, die Blickfokussierung und die visuelle Aufmerksamkeit. Zudem ist er an der Entwicklung des Hörens und Sehens. Er hilft dem Baby, die linke und rechte Körperhälfte zu unterscheiden, ein Gefühl für die Körpermitte wird angelegt.

Ist der ATNR noch sichtbar, können Probleme in der Grob-und Feinmotorik entstehen. Häufig ist eine gleichmäßige, geschmeidige Augenbewegung nicht möglich. Die Körpermittewahrnehmung ist gestört, was unter anderem zu Schwierigkeiten bei Überkreuzbewegungen und Verwechslung von gespiegelten Buchstaben (b, d) führt und Auswirkungen auf die Orientierung im Raum hat. Weil die Armbewegung nicht losgelöst vom Kopf funktioniert, werfen diese Menschen oft Sachen vom Tisch, wenn sie den Kopf zur Seite drehen. Das gleiche passiert beim Schulterblick im Auto oder beim Radfahren, wenn als Folge das Lenkrad /der Lenker herumgerissen wird. Auch Probleme sowohl mit dem Gleichgewicht als auch mit dem Hören uns Sehen sind mit dem ATNR in Verbindung zu bringen. Die Eigendynamik des Körpers und das ständige Ankämpfen dagegen kann zu Störungen in der Konzentration, emotionalem Stress und Frustration führen und wirkt sich somit auf das Lernen aus. 

Amphibienreflex

Der Amphibienreflex ermöglicht unabhängige Bewegungen des Unterkörpers auf beiden Seiten. Dadurch wird das Kriechen und Krabbeln möglich. Außerdem trägt er zur Stabilisierung der Rumpfmuskulatur bei. 

Der Amphibienreflex sollte gut entwickelt sein, da er ein Leben lang erhalten bleibt. Ist ein Baby nicht oder nur kurz gekrabbelt oder konnte sich als Kleinkind nicht gut rollen, ist der Amphibienreflex häufig nicht richtig entwickelt. Dies ist Folge von noch aktiven Reflexen wie dem ATNR und TLR. Problemen mit der Körperkoordination, Haltung und Bewegungsplanung sind zu beobachten. Alle Funktionen, die eine Überkreuzbewegung erfordern, können beeinträchtigt sein. Ist die Rumpfmuskulatur nicht ausreichend entwickelt, kann es zu Gleichgewichtsproblemen und einem schwachen oder festen Muskeltonus kommen. 

Spinaler Galant

Der Spinale Galant ist ganz entscheidend an der Drehung des Kopfes während der Schwangerschaft beteiligt und bereitet damit das Baby auf die richtige Geburtsposition vor und verhilft ihm durch den Geburtskanal. Außerdem ist er unter anderem wichtig für das Gleichgewicht, die Hörentwicklung und die Regulation des Urinflusses. 

Ist der Spinale Galant gestresst, sitzen diese Kinder sehr  häufig unruhig auf dem Stuhl, da hierbei der untere Rücken stimuliert wird, was den Reflex immer wieder auslösen kann und zu Konzentrationsproblemen, Hyperaktivität und damit allen möglichen Problemen in Bezug auf das Lernen kommen kann. Unbewusst lernt das Kind, die Wirbelsäule unbewegt zu halten, es nimmt eine schlechte Sitzhaltung ein, um das Auslösen des Reflexes zu vermeiden. Diese Kompensationshaltung kann zu Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich bis ins Erwachsenenalter führen. Als Folge dieser fehlenden Kooperation zwischen Unter- und Oberkörper kann es Schwierigkeiten geben,  in Kontakt mit seinen Gefühlen zu kommen. Häufig wird enge Kleidung nicht toleriert, weil schon dieser Reiz am Rücken ausreichen kann, um den Reflex auszulösen. Skoliose  und ein schiefer Gang können Folgen sein. 

Spinaler Perez

Der Spinale Perez schafft die Basis für die Körperkoordination, die Entwicklung der Wirbelsäulen- und Rumpfmuskulatur sowie der Nervenbahnen entlang der Körperachse. Ein Gefühl für die Rückenlinie und Haltung entwickelt sich. Er verhilft dem Baby, in den Vierfüßlerstand zu kommen und fördert durch das Stützen das Gefühl der Sicherheit. Das Baby wird auf den  Aufrichtungsprozess vorbereitet.

Bleibt der Spinale Perez gestresst, zeigen sich oft Überempfindlichkeiten besonders auf Berührung am Rücken. Alles am Rücken wird als unangenehm empfunden. Teilweise reagieren Kinder und auch Erwachsene mit Unwohlsein oder sogar aggressiv auf alle Rückenreize.  Der schlechte Muskeltonus führt zu einer ungesunden Haltung (leichtes Hohlkreuz, Überstreckung Nacken). Die dauerhafte Reizung des zentralen Nervensystems am Rücken bindet neurologische Ressourcen, die eigentlich für das Lernen benötigt werden. Deshalb zeigen sich Probleme im Kurz- und Langzeitgedächtnis. Die anhaltende Alarmbereitschaft  reduziert die Aufnahme- und Speicherfähigkeit im Gehirn. Als Folge dieser Daueranspannung und Übererregung können Ängste und emotionale Instabilität entstehen- z.B. Trennungsängste und Angst vor Kontrollverlust.

Die Körpermittellinie  ist eine zentrale Achse für das Erleben von Innen und Außen, Mitte und Grenze.  Wenn dieser Reflex nicht harmonisiert ist, kann das die Entwicklung der emotionalen Selbstwahrnehmung (Was fühle ich?) und damit der Ich-Identität (Wo fange ich an? Wo hört der andere auf?) beeinträchtigen. 

Babinski Reflex

Der Babinski-Reflex spielt eine wichtige Rolle in der neurologischen Entwicklung. Er ist an der Integration von Motorik und Denken beteiligt und bereitet auf das Stehen und Laufen vor. Außerdem beeinflusst er den Umgang mit der Schwerkraft und die Entwicklung der Stabilität. 

Ist der Babinski-Reflex gestresst, kann dies Auswirkungen haben auf die Grob- und Feinmotorik. Auffällig sind Fußfehlstellungen, Gleichgewichtsprobleme, unsicherer Gang, Verspannungen in den Beinen und Laufen auf der Innen- oder Außenkante.  Häufig zeigen sich Über- oder Unterempfindlichkeiten an den Füßen und eine Abneigung gegen das Barfußgehen. Durch die dauernde Reizweiterleitung können Unruhe und Stress und somit Konzentrationsprobleme entstehen. Da die Sprachentwicklung eng mit der motorischen Entwicklung verknüpft ist (z. B. Atmung, Lippen-, Zungen- und Kieferbewegungen), kann dies zu einer verzögerten Sprechentwicklung, Artikulationsstörungen oder Verständnisproblemen führen. 

Palmar Reflex

Der Palmar-Reflex löst durch leichtes Berühren der Handinnenflächen ein festes Greifen aus. Das Festhalten an der Mutter diente evolutionsbiologisch dem Überleben. Er fördert den Körperkontakt, was wichtig für emotionale Bindung und Sicherheit ist. Er ist mitverantwortlich für die Entwicklung der sensomotorischen Wahrnehmung und zeigt enge neurologische Zusammenhänge zwischen Hand- und Mundmotorik. Er ist die Vorstufe zum bewussten Greifen. 

Ein gestresster Palmar-Reflex kann sich vor allem auf Feinmotorik, Konzentration und die Körperwahrnehmung auswirken. Ungeschicklichkeiten bei Knöpfen, Schneiden, Basteln, verkrampfte Hand- und Armmuskulatur  und Probleme mein Werfen und Fangen sind häufig zu beobachten. Durch die enge Verbindung von Hand und Mundmotorik im Gehirn können Sprechschwierigkeiten und Störungen beim Essen (Kauen, Schlucken oder Koordinieren von Lippen und Zunge offener Mund, Speichelverlust ) entstehen. Die ständige Reizweiterleitung aus der Handfläche kann wiederum zu Unruhe und Konzentrationsproblemen führen. Der Frust über unzureichende feinmotorische Fähigkeiten kann zudem begleitet sein durch ein vermindertes Selbstvertrauen.

Babkin Reflex

Der Babkin Reflex unterstützt in den ersten Monaten das Saugen und Füttern, weil Hand- und Mundbewegung neurologisch verknüpft sind. Er ist wichtig für die korrekte Zungenhaltung und beeinflusst damit auch die Entwicklung der Sprache und der Gesichtsmimik.

Bleibt der Babkin Reflex gestresst, kann sich dies aufgrund der Verbindung auf alle Bereiche der Hand- und Mundmotorik auswirken. Häufig sind während feinmotorischer Aufgaben unwillkürliche Mundbewegungen zu beobachten, die zu erhöhter Muskelspannung in der Nacken- und Brustmuskulatur führen. Ein gestresster Babkin beeinflusst zudem das Schluck- und Essverhalten und führt immer wieder zu Problemen beim Sprechen und der Aussprache. Dies zieht oft Frustration und damit Unsicherheiten in Sozialkontakten nach sich. 

Plantar-Reflex

Der Plantar-Reflex oder auch Fuß-Greifreflex trainiert die Fuß- und Zehenmuskulatur des Babys und damit das bewusste Greifen mit dem Fuß.

 

Ein gestresster Plantar-Reflex kann sich in motorischen oder haltungsbezogenen Problemen äußern. Bei Kindern zeigen sich häufig Unsicherheiten beim Gehen , bei älteren Menschen können Befindlichkeitsstörungen durch das ständige "Kompensieren" der wackeligen Füße eine Folge sein.  Durch die enge Verbindung zur Mundmotorik können Schwierigkeiten beim Saugen, Schlucken, Kauen oder bei der Lautbildung entstehen. 

Der Saugreflex

Der Saugreflex beeinflusst die Entwicklung einer bewussten Saug- und Suchbewegung. Diese ermöglicht es dem Neugeborenen direkt nach der Geburt selbstständig zu trinken. Er ist ein Überlebensreflex, um das Baby mit Nahrung zu versorgen. Außerdem hat dieser Reflex eine emotionale Bedeutung in Bezug auf die Mutter-Kind-Beziehung, denn das Saugen an der Brust der Mutter ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern ein Bindungsakt,  der  Sicherheit, Geborgenheit und emotionale Verbundenheit vermittelt und damit Urvertrauen aufbaut. Weiterhin ist diese Saug- und Suchbewegung  Voraussetzung für das Sprechen und die deutliche Aussprache.  Zudem wird die Muskelkraft in Nacken und Mund trainiert.  

Ein gestresster Saugreflex kann die Sprachentwicklung, Zahngesundheit und Nahrungsaufnahme beeinträchtigen. Daraus ergeben sich häufig Probleme beim Schreiben besonders im Anfangsunterricht, da Worte nicht deutlich gesprochen und somit nicht korrekt aufgeschrieben werden können. Außerdem neigen betroffene Kinder manchmal zu Ersatzhandlungen wie Nägelkauen, Daumenlutschen oder Kauen an Gegenständen, was im sozialen Umfeld auffallen und das Selbstbewusstsein beeinträchtigen kann. 

Der Hochziehreflex

Der Hochziehreflex stärkt die Muskeln von Hand und Fingern und beeinflusst damit die Feinmotorik. Außerdem übt er die Koordination von Hand- Mund und ist durch die Aufrichtung an der Entwicklung des Raumbewusstseins beteiligt. Auch die Arm- und Schultermuskulatur wird trainiert. 

Bleibt der Hochziehreflex gestresst, zeigen sich häufig als Folge Konzentrationsprobleme speziell beim Schreiben, da durch Berührung der Handinnenflächen der Reflexe ausgelöst wird, und das Kind versucht gegenzusteuern. (LRS-Symptomatik) Auch Schulter- und Nackenverspannungen sind nicht selten.  Da Haltung, Rumpfspannung und Kopfkontrolle eng mit der Mundmotorik verbunden sind, zeigen sich oft auch Auffälligkeiten im Bereich von Kauen, Schlucken und Artikulation.

Der Greifreflex

Der Greifreflex ist mitverantwortlich für die Entwicklung von Fein- und Grobmotorik der Hand und der Koordination von sowohl Hand und Mund als auch Mund und Fuß. 

Bleibt der Greifreflex gestresst, kann dies Auswirkungen auf verschiedene Bereiche der Grob- und Feinmotorik haben, aber auch auf emotionaler Ebenen. Diese Menschen halten noch fest, sie können nicht loslassen, suchen nach Halt und Sicherheit, den sie instinktiv im Fell der Mutter finden.  Ein Überlebensprogramm läuft ab. Durch den engen Zusammenhang zur Mundmotorik können Schwierigkeiten bei Zungen- und Lippenbewegungen, beim Kauen, Schlucken oder bei der klaren Lautbildung entstehen.